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Judy Johns Schloegel, Henning Schmidgen: Allgemeine Physiologie, experimentelle Psychologie und Evolutionstheorie
Allgemeine Physiologie, experimentelle Psychologie und Evolutionstheorie
(S. 239 – 274)

Einzellige Organismen in der psychophysiologischen Forschung 1877-1918

Judy Johns Schloegel, Henning Schmidgen

Allgemeine Physiologie, experimentelle Psychologie und Evolutionstheorie
Einzellige Organismen in der psychophysiologischen Forschung 1877-1918

PDF, 36 Seiten

In ihrem Beitrag widmen sich Henning Schmidgen und Judy Johns Schloegel einem ganz speziellen Aspekt der Geschichte der psychophysiologischen Forschung, nämlich den einzelligen Organismen (Protozoen) als konkreten Forschungsobjekten und Modellen für die Integration des Psychischen mit dem Physischen. Anhand der Geschichte der Protozoenforschung lassen sich die konzeptuellen Veränderungen im Begriffssystem der biologischen und psychologischen Wissenschaften nachzeichnen. Das reicht von der Idee eines Elementarorganismus, der als vollständiges Modell organischer Individualität diente, bis hin zu einer Konzeption der Protozoen als einfachster psychophysischer Einheiten, die am Anfang einer langen evolutionären Entwicklung stehen. Im Rahmen dieses entwicklungstheoretischen Standpunktes wurden die Protozoen für die Physiologie und die Psychologie um 1900 interessant. Der Bezug auf das Allgemeine als wissenschaftlicher Wert geschah mal als »allgemeines Modell« der Einheit des Psychischen und des Physischen und mal als »allgemeines Prinzip« eines fundamentalen Entwicklungsprozesses. Ein Nebeneffekt dieser Studien lag darin, dass sie die konzeptuelle Konstitution der Allgemeinen Physiologie und der Allgemeinen Psychologie mit vorantrieben. In beiden Fällen ging es, ähnlich wie auch in der Biologie als solcher, um die Konsolidierung wissenschaftlicher Disziplinen im Angesicht zunehmender Spezialisierung.

  • Wissen
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Deutsch

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Judy Johns Schloegel

ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des History Project des Argonne National Laboratory.

Henning Schmidgen

ist Professor für die Theorie medialer Welten an der Bauhaus-Universität Weimar. Er hat zur Maschinenphilosophie von Félix Guattari gearbeitet, zur Kulturgeschichte des Experiments und zur Wissenschaftsgeschichte von Kurzzeitmessungen. Gegenwärtig forscht er zur »Symmetrie des Taktilen« in digitalen Umwelten.

Weitere Texte von Henning Schmidgen bei DIAPHANES
Michael Hagner (Hg.), Manfred D. Laubichler (Hg.): Der Hochsitz des Wissens

Der Begriff des Allgemeinen steht gemeinhin für den Gegensatz zum Besonderen, zum Einzelnen oder auch zum Teil(-weisen). Zum Allgemeinen vorzustoßen bedeutet, einen größeren Horizont abzustecken, der die Voraussetzung für weitergehende Erkenntnis bildet, aber auch gewisse Risiken mit sich bringt. In den Wissenschaften wird das Allgemeine erst im 19. Jahrhundert zu einer zentralen epistemischen Ordnungskategorie.

In dem Band geht es um die Wiedereingliederung von konzeptuellen und theoretischen Aspekten in die Wissenschaftsgeschichte nach dem »practical turn«. Das Allgemeine wird als praktisch relevanter Grundwert der Wissenschaften verstanden, mittels dessen Wissen generiert, strukturiert, verändert bzw. überhaupt erst verfügbar gemacht wird. Die Beiträge zeigen, wie das Allgemeine etwa in Biologie, Medizin, theoretischer Physik, Kultur- und Kunstgeschichte sowie der Philosophie zur Geltung gebracht wird. Wollte man diese scheinbare Vielfalt auf einen Nenner bringen, so könnte man vielleicht sagen: Zweifellos steckt der Teufel im Detail, doch zumindest das Versprechen auf höhere Erkenntnis steckt im Allgemeinen.

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