Nutzerkonto

Kijan Malte Espahangizi: Stofftrajektorien
Stofftrajektorien
(S. 173 – 208)

Die kriegswirtschaftliche Mobilmachung des Rohstoffs Bor, 1914–1919

Kijan Malte Espahangizi

Stofftrajektorien
Die kriegswirtschaftliche Mobilmachung des Rohstoffs Bor, 1914–1919 (oder: was das Reagenzglas mit Sultan Tschair verbindet)

PDF, 36 Seiten

In der Studie geht es darum zu untersuchen, wie sich im frühen 20. Jahrhundert eine moderne »Rohstoffwirtschaft« als imaginiertes und reales System gesamtgesellschaftlichen Stoffaustauschs herausbildet. Zeitgenössische Vorstellungen von »Rohstoffwirtschaft«, die etwa in den Liniendiagrammen des chemischen Technologen Hermann Ost oder in der Stofffluss-Metaphorik Walther Rathenaus zum Ausdruck kommen, rekurrieren implizit auf ein chemisches Wissen. Erst auf dieser Basis stellt sich der gesellschaftliche Stoffaustausch als ein Zusammenhang dar, innerhalb dessen Stoffe umgewandelt und kombiniert werden und in dem sich lineare Stofftrajektorien, vom Abbau, über die industrielle Verarbeitung bis hin zum Verbrauch abzeichnen. Anhand einer historischen Studie – zur Borversorgung der deutschen Glasindustrie während des Ersten Weltkrieges – kann gezeigt werden, dass derartige Versorgungs- und Verwertungslinien von Rohstoffen als Ergebnis eines komplexen technologischen und gesellschaftlichen Prozesses angesehen werden müssen, der auf chemischem Wissen als virtuellem Verrechnungs- und Bilanzierungssystem basiert.

  • Genealogie
  • Chemie
  • Substanz
  • Stoffgeschichte
  • Kreislauf
  • Wissenschaftsgeschichte
  • Phänomenologie
  • Technologie
  • Materialität
  • Materialfluss
  • Zirkulation
  • Epistemologie
  • Stoffwechsel
  • Wissensgeschichte
  • Ökologie
  • Labor
  • Rohstoff
  • Infrastruktur
  • Physik
  • Technikgeschichte

Meine Sprache
Deutsch

Aktuell ausgewählte Inhalte
Deutsch

Kijan Malte Espahangizi

Kijan Malte Espahangizi

ist Wissenshistoriker und Geschäftsführer des Zentrums »Geschichte des Wissens« der ETH & Universität Zürich. Er hat an den Universitäten Köln und Sevilla Geschichte und Physik studiert. Von 2006 bis 2010 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Wissenschaftsforschung der ETH Zürich. 2010 beendete er seine Promotion mit dem Titel Wissenschaft im Glas. Eine historische Ökologie moderner Laborforschung. Er leitet die Redaktion von Nach Feierabend. Zürcher Jahrbuch für Wissensgeschichte. Seine Forschungsinteressen sind Wissensgeschichte, Wissenschafts- und Technikgeschichte, materielle Kulturen, Historische Epistemologie, Ökologie und Anthropologie, Erinnerungskulturen, Migrationsgeschichte.

Weitere Texte von Kijan Malte Espahangizi bei DIAPHANES
Kijan Malte Espahangizi (Hg.), Barbara Orland (Hg.): Stoffe in Bewegung

Alles ist im Fluss – diese antike Weisheit feiert im durchglobalisierten Weltgeschehen fröhliche Urstände. Mobilität und Wandel sind die kategorischen Imperative der Zeit. Auch Stoffe bewegen sich rastlos über den Erdball, ebenso wie durch unsere Körper, werden fortlaufend umgestaltet und konstituieren so die materielle Welt, wie wir sie erleben. Ausgehend von diesem Befund wird eine Wissensgeschichte dieser materiellen Welt anvisiert, die nicht Strukturen, sondern stoffliche Überführungen und Umwandlungen – räumlich, zeitlich und substanziell – ins Zentrum rückt. Ohne der Versuchung zu erliegen, die Physikochemie mit ihrem elementaren Baukastenprinzip der Materie oder theoretische Figurationen aktueller Diskurse – Stoffkreislauf, Zirkulation, Stoffwechsel, Materialfluss – als historische Apriori zu setzen, entwickeln die Beiträge eine von Prozessen und Bewegungen ausgehende Natur- und Kulturgeschichte der materiellen Welt.

Inhalt