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Stefanie Heine: 1953
1953
(S. 245 – 261)

Stefanie Heine

1953
»First thought, best thought«. Jack Kerouac und Allen Ginsberg

PDF, 17 Seiten

Jack Kerouacs »Essentials of Spontaneous Prose« wurden in der Beat Generation zum Manifest für ein neues Schreiben: Das Schreiben soll sich schnell vollziehen und anstelle von Handwerklichkeit Spontaneität privilegieren. Betrachtet man Kerouacs Text genauer – besonders auch die zugrunde liegende Handschrift, so stellt sich heraus, dass die »Essentials« nicht nur ein Schreibverfahren erläutern, sondern als Resultat eines sehr kalkulierten Schreibprozesses bestimmte Effekte evozieren. Der Text selbst fungiert als Beispiel für die vorgeschlagene Art des Schreibens, und durch die Art, wie er geschrieben ist, wird unmittelbar auch das miterzeugt, was gesagt wird. Allen Ginsberg wiederum verbrachte Jahre damit, sich an Kerouacs poetologischen Ansätzen abzuarbeiten. Er entwickelt daraus seine eigene Theorie und Praxis der ›Improvised Poetics‹ und hinterfragt dabei die reine Spontaneität und Unmittelbarkeit, wie sie in den »Essentials« präsentiert werden, ohne sie für unwirksam zu erklären.

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Stefanie Heine

studierte Englisch, Philosophie sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Zürich und schloss dort 2012 ihre Promotion über Virginia Woolf und impressionistische Malerei ab. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin (Oberassistenz) an der Universität Zürich (Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft) und absolvierte zuvor einen dreijährigen Forschungsaufenthalt (SNF) an der Universität Toronto. Das Habilitationsprojekt zur Poetik des Atems steht kurz vor Abschluss. Aktuelle Forschungsschwerpunkte: Atem in Literatur und Kunst, Körper und Materialität der Sprache. Publikationen (Auswahl): Visible Words and Chromatic Pulse. ­Virginia Woolf’s Writing, Impressionist Painting, Maurice Blanchot’s Image, Wien 2014; (Mithg.) Die Kunst der Rezeption, Bielefeld 2014; (Mithg.) Transaktualität. Ästhetische Dauerhaftigkeit und Flüchtigkeit, Paderborn 2017; (Mithg.) Reading Breath in Literature, London 2018.
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Sandro Zanetti (Hg.): Improvisation und Invention

Wenn eine Kultur etwas als Erfindung akzeptiert, dann hat dieses Etwas bereits den Status einer Tatsache erhalten, die vorhanden ist und auf ihren Nutzen oder auf ihre Funktion hin befragt werden kann. Was aber geschieht davor? Wie gewinnt das Erfundene Wirklichkeit? Wie in der Kunst, wie im Theater, wie in der Literatur und Musik, wie in der Wissenschaft? Und mit welchen Folgen? Die Beiträge in diesem Band beschäftigen sich alle mit einem Moment oder einem bestimmten Modell der Invention. Ausgehend von den jeweils involvierten Medien wird der Versuch unternommen, diese Momente und Modelle zu rekonstruieren. Um etwas über die entsprechenden Inventionen in Erfahrung bringen zu können, werden diese als Ergebnisse oder Effekte von Improvisationsprozessen begriffen: Improvisationen in dem Sinne, dass von einem grundsätzlich offenen Zukunftsspielraum ausgegangen wird, gleichzeitig aber auch davon, dass es ein Umgebungs- und Verfahrenswissen gibt, das im Einzelfall beschrieben werden kann.

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